Du musst halt positiver denken

4. Juli 2009

Ein Satz der mich durch mein Leben verfolgt. Ich müsse halt/nur positiver denken, dann würde sich schon alles richten. Selbst von Leuten die ich mal als meine Freunde erachtete, bekam ich solch hilfreiche und wohl gemeinte Ratschläge zu Zeiten wo ich im tiefsten depressiven Loch steckte. Eine Zillion von Selbsthilferatgebern und auch Esoterik-Büchern suggeriert, dass letzten Endes alles ja nur eine Frage der richtigen Geisteshaltung sei, von der Bewältigung kleinerer psychischer Tiefs über die Lebens- und Karriereplanung bis hin zum Besiegen von Krebs und dem Wiederherstellen des globalen Weltfriedens.

Schon immer habe ich das mit einem gewissen Skeptizismus betrachtet – die Sorge Dich nicht Lebe-Haltung eines Dale Carnegie blieb für mich ebenso undurchführbar (weil abstossend) wie Methoden des Kreativen Visualisierens oder die TimeLine-Methode des NLP, bei der man quasi gezielt negative Erinnerungen wegblendet und neu umdefinieren soll, weil man mit den positiven Fake-Erinnerungen ja so viel glücklicher und besser und (natürlich) erfolgreicher leben könne.

Die Behauptung mancher esoterischer Lehren gar, wir schüfen uns unsere Leben selbst und suchten uns (karmische) Lektionen die es zu lernen gälte, sind gelinde gesagt menschenverachtend wenn man das dramatische Schicksal vieler Menschen auf diesem Planeten ins Auge fasst – aber zurück zur Selbsthilfe.

Bei der BBC kann man heute lesen:

Canadian researchers found those with low self-esteem actually felt worse after repeating positive statements about themselves.

They said phrases such as „I am a lovable person“ only helped people with high self-esteem.

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Geeks und Autisten

21. Januar 2009

Beim Lesen (Douglas Coupland, JPod – ziemlich schlechtes Buch ansonsten) an diesem hier hängen geblieben:

(…) example of geeks and neural processing malfunctions: Has anybody experienced a geek environment in which said geeks wear perfume or deodorant? Chances are no. While advanced microautists are more commonly men than women, both share a marked dislike of scent.

Es folgen dann Beispiele, wie die Kollegin die sich verliebt mit einem floralen Parfum besprüht und aus dem Cubicle vertrieben wird, und ein Bann auf „butter-flavored microwave popcorn“, aber diese sind für den wesentlichen Punkt eigentlich belanglos.

(Nicht nur) Coupland kommt augenscheinlich zu dem Schluss dass die (Asperger-) Autisten-Quote unter Geeks auffällig hoch ist.

Während ich den Punkt Deodorant zum Glück so nicht kenne – es gibt viele Methoden Mitmenschen olfaktorisch zu misshandeln – scheint der Faktor Parfum / synthetische Gerüche dennoch eine ganze Menge autistisch veranlagte Menschen zu quälen… das ist aber meines Erachtens keine generelle Ablehnung (marked dislike) von Gerüchen per se, sondern eher schon das Problem dass die meisten Menschen ihren natürlichen Geruchssinn in einer aromatisierten Welt voller knallbunter Reize längst eingebüsst haben, und der Mensch mit einem „hunter gatherer“-Geruchssinn (und anderen Sinnen mit ähnlich feiner Ausprägung) gnadenlos von diesen Reizen niedergewalzt wird.


Danke 2008

30. Dezember 2008

für

  • das heftigste allergische Asthma meines Lebens, die übelsten allergischen Exantheme meines Lebens, eine Woche mit 40 Grad Fieber im Bett, sowie die Erkenntnis dass meine Mutter (aufgrund anderer gesundheitlicher Probleme) gute Chancen hat mich zu überleben
  • eine fantastische Reise
  • einen Streit mit dem Liebsten, der mich am Weihnachtstag fast dazu gebracht hätte, auf Nimmerwiedersehen aus dem Leben aller zu verschwinden die mich kennen, aber hoffentlich in einer stärkeren, besseren Liebesbeziehung gipfelt
  • die (Wieder-) Entdeckung eines neuen Hobbys, das gemeinsam mit meinem Schatz viel Spass macht und uns Neues erforschen lässt
  • das Wiedersehen mit einem alten Bekannten, und das Wiederauffrischen einer alten Freundschaft über Ländergrenzen hinweg
  • viel Spass bei einem Fun-Schreibprojekt mit einer neuen Schreibpartnerin, aus dem vielleicht auch eine ernstliche Zusammenarbeit werden kann
  • den Mut ein Projekt zu kicken, weil das Bauchgefühl dafür nicht stimmte
  • einen ganzen Haufen Desillusionierung in Bezug auf mich, Lebenspläne, und sogenannte Freunde und deren commitment für gemeinsame Freizeit-Projekte

2009 kann eigentlich (fast) nur besser werden. Zumindest ist die Todoliste für das Jahr schon jetzt gut gefüllt, ebenso wie die Pläne für neue Aktivitäten.


my head speaks a language

3. November 2008

Gerade habe ich die ungewohnte Muße im Urlaub genutzt um die Biographie Feel: Robbie Williams zu lesen. Hatte ich ohnehin schon immer mal vor und stand praktischerweise hier im Leseregal im Hotel (wenn auch leider in Deutsch).

Das Buch von Chris Heath ist keine klassische Bio, aber wie könnte sie das auch bei der Person um die es geht, es ist nicht Life Thru a Lens, eher schon ein Mosaik aus vielen kleinen Stückchen und dadurch ein realistischeres Abbild als der Versuch eine Person in ein einheitliches Modell zu pressen.
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9/11, sieben Jahre später

11. September 2008

Heute vor sieben Jahren… kam ich vom Bahnhof zurück, wo ich mit letzter Kraft die Verabschiedung von T. geschafft hatte, der auf dem Weg nach B. war. Sah online die Bilder vom Attentat auf das WTC. Und erklärte meinem (heute Ex-) Ehemann, dass unsere Ehe zuende war. Wahrlich ein denkwürdiger Tag.


Vermehrung

11. Juni 2008

Ich bin unendlich froh keine Kinder zu haben. Paradoxerweise. Das ist so ein Thema das bei mir Magenschmerzen verursacht und wohl auch immer verursachen wird. Eigentlich hatte ich mir Kinder gewünscht. Eigentlich hätte ich mich meinen Kindern nie zumuten wollen. Das Ergebnis wären sicher hochintelligente hochautistische Geeks.

Eben sprach ich mit einem Freund über Kinder. Über meine Mutter… über ein neulich stattgefundenes Telefonat zu meinem (39.) Geburtstag. Ich habe meine Mutter kürzlich, denke ich, geschockt. Als ich sie besucht habe und es um meinen Geburtstag ging und um Wünsche sagte ich, ausnahmsweise ganz spontan und ohne freiwillige Selbstkontrolle: einen neuen Körper.

Das hat sie mir prompt aufs Butterbrot geschmiert. Den Rest des Beitrags lesen »


40

10. April 2008

Lieber Körper,

ich habe ja nie damit gerechnet die 40 zu erreichen. Aber dass Du mir heute, nicht allzu weit vor dem 39., so einen Schuss vor den Bug versetzt finde ich echt nicht nett. Ja, ich weiss, ich war nicht gut zu Dir, also warum solltest Du gut zu mir sein? Ich schlage Dir einen Deal vor:

  • Du vergisst diesen ganzen Müll mit Hormonchaos, erratischen Blutungen, Krämpfen, eitrigen Unterleibsentzündungen, heftigen Asthmaattacken, etc. pp. für, sagen wir mal, 26 Wochen, plus 3 Wochen. plus ein paar Tage.
  • Dafür bin ich gut zu Dir und lasse Alk und Medis (bis auf das gelegentliche Dolormin für Frauen und unvermeidliche Antihistamine) und Junk dauerhaft weg.
  • Und wenn ich von dem ersten Urlaub seit 1985 der länger als 14 Tage dauert wieder zurück bin, darfst Du auch gern wieder Amok laufen und mir das Leben zur Hölle machen
  • Über die 40 verhandeln wir dann nochmal neu.
  • Deal?


    Linkshänder – Kranke Freaks?

    17. März 2008

    Gerade las ich bei der BBC, dass Wissenschaftler nun ein Gen für Linkshändigkeit ausgemacht haben wollen. Ich nehme derlei Ankündigungen immer gern cum grano salis, denn im Allgemeinen sind es keine Fakten sondern Thesen und Vermutungen, die hinter solchen Artikeln stecken, und die zum Publizieren angehaltenen Forscher formulieren natürlich die Dinge die ihnen wichtig sind, gelinde gesagt, etwas euphemistisch.

    Dennoch scheint etwas dran zu sein an der Idee von der Linkshändigkeit die vererbt wird, mein Grossvater väterlicherseits war extrem spezialisierter Linkshänder, und ich bin ausgeprägte Beidhänderin. Aber halt, fast alle Websites die man zum Thema finden kann behaupte, Beidhändigkeit gebe es nicht, Beidhänder seien nichts anderes als zwangsumgelernte Linkshänder. Ahja? Dazu später…

    Was mich an dem BBC-Artikel sofort anspringt, ist der Querverweis, dass das theoretische Gen für Linkshändigkeit auch theoretisch gleich mal den Besitzer desselben für Schizophrenie anfällig mache, und meine Alarmglocken schrillen – Linkshänder, alles Psychofreaks mit einer Macke?
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    Ein Vierteljahrhundert

    12. März 2008

    Da ich mich gerade wieder einmal mit Menstruationsbeschwerden der Extraklasse herumschlage – Momente in denen ich wirklich wirklich bedaure nicht mehr hormonell zu verhüten – geht mir heute auf, dass ich jetzt seit 25 Jahren PMS und „Dysmenorrhoe“ geniessen darf. Danke Universum. Im nächsten Leben wäre ich gern ein Kerl. Oder wenigstens ein Stein, der leidet nicht unter eruptiver Übelkeit, irrsinnigen Kopfschmerzen, dem Gefühl brennender Organe, amoklaufender Verdauung, Stimmungsschwankungen bis zur Suizidgrenze und unmenschlichen Schmerzen.

    Hi PMS, wir feiern gerade Silberhochzeit. Und Prost.


    Ein Brief der nie abgeschickt werden wird

    21. Januar 2008

    Lieber Hallo M.,

    ich schreibe Dir diesen Brief in dem vollen Bewusstsein, dass Du ihn nie lesen wirst, zumindest ist es sehr unwahrscheinlich dass Du Dich auf dieses Blog verirrst und Dich und mich darin dann auch erkennst, schließlich ist der größte Teil davon entstanden, nachdem sich unsere Wege getrennt haben. Mir ist aber auch bewusst geworden, dass ich diesen Brief für mich schreibe, nicht für Dich, auch wenn ein wenig „closure“, um bei einem der letzten Posts zu bleiben, uns wohl beiden gut tut.

    Letzten Endes hast Du sehr deutlich gemacht – was Dein gutes Recht ist – dass Du mit mir nichts mehr zu tun haben willst, und Dir so einen Brief zu schicken hätte etwas davon auf die Tränendrüse zu drücken, Dich mit meinem Zeug vollzutexten von dem Du Dich ja sehr früh im Zerbrechen unserer Ehe distanziert hast. Ich schreibe ihn also, um für mich die Dinge zu sortieren und vor allem endlich abzuschließen. 6 Jahre, nachdem ich gegangen bin, weine ich immer noch um das was hätte sein können, um unsere Träume (waren es wirklich unsere?), um uns, um ein nicht gelebtes gemeinsames Leben. Die Art und Weise wie es zu Ende ging hat Narben auf der Seele hinterlassen.

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