Archive for the 'Ordnung' Category

Kram anhäufen

13. August 2005

Die meisten ADDler neigen dazu, irgendwelchen Krempel anzuhäufen. Das hängt zum einen damit zusammen, dass man das ja irgendwann noch brauchen könnte… zum anderen damit, dass – wie so oft – eine klare Trennung zwischen wichtig und unwichtig für AD(H)S-Menschen einfach unmöglich ist. Alles ist auf der Wahrnehmungsebene gleich wichtig; das Aussortieren artet in neurologischen Streß und oft auch die Konfrontation mit Verschlepptem, lang Unerledigtem aus.

Heute war dank dpa an verschiedener Stelle, u.a. bei web.de, folgendes zu lesen:

Wenn Menschen krankhaft Dinge sammeln, kann dies auch an einer Hirnverletzung liegen. Das geht aus einer Untersuchung an der Universität Iowa in den USA hervor, wie die Zeitschrift «Psychologie heute» berichtet.

In einer Studie der US-Forscher um den Neurologen Antonio Damasio seien 63 Patienten mit Hirnschäden untersucht worden. Bei Menschen mit extremer Sammelleidenschaft war besonders oft die so genannte präfrontale Region direkt hinter der Stirn geschädigt.

Die untersuchten Patienten horteten unterschiedliche Dinge: Eine Seniorin hatte Haus und Garage mit kaputten Möbeln und Altkleidern voll gestopft, ein Mann sammelte große Mengen an Metall und Werkzeug, dass er jedoch nie auspackte. Die Ursache liegt den Forschern zufolge nicht in mangelnder Intelligenz, sondern in der Verletzung der vorderen Hirnregion, in der eine Art Kontrollzentrum für den Sammeltrieb sitzt.

Wenn man das jetzt in Beziehung dazu setzt, dass ADD sich unter anderem in einer Störung der Frontallappen manifestiert….

Fünf Dinge für die ich ein Jahr meines Lebens gäbe

26. April 2005
  • Jede Nacht durchschlafen können, 8 bis 10 Stunden am Stück, und ausgeruht aufwachen.
  • In einer Wohnung wohnen, in der alles an seinem Platz in Schränken verstaut ist und sich nichts auf Tischen, in Regalen, Kisten oder Ecken stapelt.
  • Weder Heuschnupfen noch Wetterkopfschmerz noch Migräne noch Kreislaufschwankungen haben. Fit und gesund sein.
  • Das Gefühl haben, einen Wert zu besitzen, etwas erreichen zu können, einen Sinn im Leben zu haben.
  • Keine Existenzangst haben zu müssen.

die nackte panik

10. Oktober 2004

stell dir vor du bist ohne job… hast kein geld… weisst nicht wovon deine nächste miete bezahlt wird. du bist ein loser. du hast nichts ordentliches gelernt. deine jobs machen dich krank. deine einzig tragbare hose geht in fetzen. dein körper (die seele sowieso) spielt verrückt, streikt. du gehst an deinem SEIN kaputt. du rotierst über dein dasein und wie es beruflich und mit dir und deinem leben – irgendwie – weitergehen sollte, könnte… was fehlt da noch?

richtig. elternbesuch. je länger desto besser.

eine woche lang vorwürfe, ausgesprochene wie unterschwellige, das dauernde gefühl des du-enttäuschst-mich, du taugst nichts, du bist nicht gut genug. 7 tage und nächte in denen dein leben nicht mehr dir selbst gehört. in denen du unterhalten sollst, wenn du viel lieber schreien oder stumm in einer ecke sitzen möchtest. in denen das letzte was du gerade fertigbringst ist dauerhaft das liebe nette funktionierende kind zu sein. aber genau das von dir erwartet wird. (sic! kind. du bist 35… aber wen interessiert das schon, dass du dein leben nicht allein leben kannst beweist du mit deiner unfähigkeit, ehemann, job, geld beisammen zu halten ja schliesslich täglich, mit deinem inakzeptablen äusseren und lebensstil, einfach dadurch dass du du bist). schliesslich ist mama ja nicht alle tage zu besuch da kannst du dich ja mal ein bisschen mehr anstrengen. dein haushalt sieht aus, wie ein ads-haushalt eben aussieht. dein leben liegt in trümmern. kannst du nicht makeup auflegen? einen bh tragen? warum musstest du die scheidung einreichen (das geht mich ja nichts an und ich mische mich nicht ein aber schau mich an die ich seit 40 jahren tapfer mit einem mann verheiratet bin der seit fast ebensolang mit einer anderen lebt…)

du möchtest weinen dich betrinken und kotzen. oh mein gott ein bulimischer anfall… wie verlockend das gerade klingt.

ich weiss nicht wie ich das überlebe und ob ich es überleben will. ich bin davon überfordert aber ich kann nichts dagegen tun.

will nicht kann nicht weiss nicht mehr weiter. warum gerade jetzt warum ich warum überhaupt. warum leben.
warum tut das alles so verdammt weh.

verlaufen

16. September 2004

der weg ist das ziel, aber mein weg führt im kreis durch den nebel. wer bin ich und was soll ich hier? war das alles?

seit tagen, nein seit 4 wochen warte ich drauf, das ich die unterlagen (kopie der lohnsteuerkarte, entgeltnachweis) für die arbeitsagentur von meinem noch-arbeitgeber bekomme. natürlich ist bis heute nichts da. eine rückfrage ergibt, dass der entgeltnachweis nun endlich vom chef freigezeichnet ist. kopie der lohnsteuerkarte? fehlanzeige. bei der geschwindigkeit mit der da gearbeitet wird – die chefsekretärin ist in urlaub, die vertretung überfordert, der chef in kürze wieder auf mallorca – kann es sich nur noch um wochen handeln.

was wohl das arbeitsamt sagt? verzeihung die bundesagentur.

meine anwältin ruft an. montag ist der scheidungstermin. die unterhaltsfrage ist nicht geklärt – hat sie wohl geschlafen. der gegnerische anwalt ist unbekannt und ohne handy verreist, nicht dass das ohne akte was nützen würde. falls die sache nicht bis prozeßtermin geklärt ist, kann ich entweder den unterhalt in den wind schiessen oder die scheidung oder ich muss die klage gesondert führen, was bedeutet ich muss auch die prozesskosten dafür tragen. fraglich ob sich das lohnen würde. wenn der gegner schlau ist sitzt er es aus. ich kanns mir ja auch leisten auf irgendwas zu verzichten, ich habs ja dicke.

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TMS – Time Money Stuff

6. August 2004

Der Begriff TMS (analog zu PMS) stammt von Sari Solden in ihrem Buch ‚women with attention deficit disorder‘. Wie immer aktuell, heute geht’s mir um den Punkt STUFF.

Wir haben angefangen unser Wohnzimmer zu renovieren. War ne schlechte Idee. Da es eine work in progress ist… es gibt keinen Ort mehr an dem nicht Krempel steht.

Die Küche, eben noch entrümpelt und mit freien Flächen – voll. Der Fußboden, die Tische, die Regale im Wohnzimmer – ein Slalom und alles voll. Selbst das Schlafzimmer, Rückzugsort, Tempel der Stille und des Abschaltens… überall ZEUG. Ich werd noch irr dran. Und es wird noch mehr werden… bis die neuen Schränke da sind. Und vorher heisst es noch Arbeit Arbeit Arbeit und noch mehr Zeugs das rumsteht und nervt und ablenkt. Der blosse Anblick verursacht Knoten in meinem Inneren und ein intensives Gefühl von Übelkeit.

*schrei*

Dafür, dass ich Chaos automatisch verursache, stresst es mich ziemlich. Hi Tinnitus, long time no hear…

Und ewig grüßt das Chaos

8. Juli 2004

Warum?

Wieder einmal widme ich mich der sensationell aufregenden Tätigkeit, meinen Schreibtisch zu entrümpeln. Ehrlich, ich verursache das Chaos nicht mit Absicht. Es entsteht einfach. Und jedes Mal nehme ich mir vor, beim nächsten Mal aber bestimmt die Kontoauszüge gleich abzuheften, die wichtigen Unterlagen nicht in einen Riesenstapel zu befördern… und wenige Tage später sieht es alles wieder aus wie vorher. Wie machen andere Leute das bloss?

Hinzu kommt dass das Aufräumen einer inneren Reinigung, einer Katharsis gleichkommt, aber auch etwa so schwer ist wie das Erschlagen eines Drachen mit einem Holzlöffel. Und dann muss es eben sein – das ganze Gerümpel vom Tisch gefegt… und das Problem geht los… so vieles das eigentlich ja topwichtig ist und in Reichweite bleiben *muss* aber prompt in ebenjener auch wieder im Kram versinkt… Zeug für das ich erst Platz schaffen oder das ich seit Tagen wenn nicht Wochen abarbeiten muss…

Wenn ich mir vorstelle, dass meine Mutter so in etwa der ordentlichste Mensch der Welt ist, begreife ich es noch weniger. Sie würde sagen, ich bin faul und undiszipliniert, aber das ist es weissgöttin nicht. Nun, das beweist wohl dass Ordnungssinn weder genetisch noch anerzogen ist… ich scheine dafür von der Natur jedenfalls nicht ausgestattet worden zu sein.

Ich glaube ich werde nie verstehen wie es andere Leute schaffen, dass ihre Wohnung wie im Möbelhaus aussieht *seufz*.