Archive for the 'Alltag und ADS' Category

Du musst halt positiver denken

4. Juli 2009

Ein Satz der mich durch mein Leben verfolgt. Ich müsse halt/nur positiver denken, dann würde sich schon alles richten. Selbst von Leuten die ich mal als meine Freunde erachtete, bekam ich solch hilfreiche und wohl gemeinte Ratschläge zu Zeiten wo ich im tiefsten depressiven Loch steckte. Eine Zillion von Selbsthilferatgebern und auch Esoterik-Büchern suggeriert, dass letzten Endes alles ja nur eine Frage der richtigen Geisteshaltung sei, von der Bewältigung kleinerer psychischer Tiefs über die Lebens- und Karriereplanung bis hin zum Besiegen von Krebs und dem Wiederherstellen des globalen Weltfriedens.

Schon immer habe ich das mit einem gewissen Skeptizismus betrachtet – die Sorge Dich nicht Lebe-Haltung eines Dale Carnegie blieb für mich ebenso undurchführbar (weil abstossend) wie Methoden des Kreativen Visualisierens oder die TimeLine-Methode des NLP, bei der man quasi gezielt negative Erinnerungen wegblendet und neu umdefinieren soll, weil man mit den positiven Fake-Erinnerungen ja so viel glücklicher und besser und (natürlich) erfolgreicher leben könne.

Die Behauptung mancher esoterischer Lehren gar, wir schüfen uns unsere Leben selbst und suchten uns (karmische) Lektionen die es zu lernen gälte, sind gelinde gesagt menschenverachtend wenn man das dramatische Schicksal vieler Menschen auf diesem Planeten ins Auge fasst – aber zurück zur Selbsthilfe.

Bei der BBC kann man heute lesen:

Canadian researchers found those with low self-esteem actually felt worse after repeating positive statements about themselves.

They said phrases such as „I am a lovable person“ only helped people with high self-esteem.

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Open-unsolved

3. Januar 2008

Einer meiner Lieblings-Krimi-Charaktere, Hieronymus “Harry” Bosch, landet im Laufe seiner Karriere in der Abteilung Open-Unsolved des LAPD, das sind die “Cold Case”-Spezialisten, die sich alte ungelöste Fälle erneut vornehmen, besonders nachdem forensische Beweise wie DNS-Analysen neue Hinweise liefern können.

Open-Unsolved, der Begriff geistert mir schon länger im Kopf herum. Open-unsolved, das sind so viele Dinge mit denen man sich im Leben rumschlägt, die kleinen Peinlichkeiten, die großen Verletzungen, die Fragen die man nie gestellt hat oder auf die man nie eine Antwort bekam, die Fragen, auf die es vielleicht auch keine gibt… und manchmal tauchen Dinge aus den Abgründen dessen auf was ich als “psychisches Wiederkäuen” bezeichne, und mogeln sich zwischen die schon lange offenen Fälle…

Open-unsolved ist für mich auf jeden Fall das Thema meiner gescheiterten Ehe, und auf meiner Zieleliste für das kommende Jahr steht, mit diesem Thema endlich in irgendeiner Form abzuschließen, soweit das denn möglich ist.

Open-unsolved ist aber auch die Frage wie es mit mir und meinem Leben weitergeht. Vielleicht ist es ohnehin die perfekte Metapher für das, was das Leben an sich ausmacht.
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Reality is Ralph

12. September 2007

„Reality is Ralph“ ist eines der seltsamen geflügelten Sprachspielchen die Stephen Kings „Lisey’s Story“ durchziehen, ich nehme an es ist ein Wortspiel auf „reality is rough“ (obwohl mir tough oder harsh da besser gefielen…).

Wie so oft fliesst mein Hirn über mit Assoziationen und ich versuche verzweifelt zu organisieren, ein paar der roten Fäden zusammen zu bekommen. Fangen wir mit dem einfachsten an. Manchmal braucht es einen Schuß vor den Bug um zu kapieren dass man sich übernommen hat. (Eher: meistens). Manchmal ist das Leben oder das eigene Hirn einfach zu viel. Meist beides…

Aktuell ist es eine Grippe / Erkältung (abgrenzen liesse sich das nur mit einem Arztbesuch den ich gerne vermeiden möchte weil er ausser Ratschlägen die ich mir selber geben kann und einer Medikamentenverordnung die ohnehin rezeptfrei/OTC ist nur bedeutet, in einem Wartezimmer rumzusitzen und sich die üblichen Platitüden anzuhören) die mich ins Bett befördert hat. Ich muss zugeben, das war lange überfällig.

Was mich die letzten 30 Stunden die ich mit hohem Fieber, Schüttelfrost, totaler Erschöpfung, Mach-2-Niesen und körpererschütterndem Husten verbracht habe gelehrt haben, ist – neben vielen anderen Dingen – dass mein Körper und Geist Ruhe brauchen, ob ich will oder nicht. Das mag von aussen nicht so aussehen und es ist für mich schwer zu akzeptieren (manchmal komme ich wohl doch auf meine Mutter, auch wenn ich nie gedacht hätte dass ich das mal sagen würde), aber es ist dennoch wahr, ICH BRAUCHE RUHE.

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Ich will weg

11. Mai 2007

Ach verdammt. Mein Körper streikt. Und wenn ich so in den deutschen Alltag hinausblicke, von Schäuble über eine unsägliche Mindestlohndebatte in der WELT bis zur Zwangs-Lowfat-Indoktrination, wird mir immer übler. Ich will hier raus. Stülpt sich mein Magen vielleicht auch weil ich die Lage so zum Würgen finde?

Kein Alkohol ist auch keine Lösung… Deutschland kotzt mich an und ich selbst kotze mich auch an. Ich möchte mich mal wieder einen Tag fit gesund und glücklich fühlen, statt um Atem zu ringen, zu hoffen dass mein Verdauungstrakt seinen Job tut wie von der Natur vorgesehen, und mich nicht wie eine biologisch abbaubare Sondermüllverpackungstüte zu fühlen. Auch Neid, Mißgunst, Ablehnung, Hackordnung in der Web- und Blogwelt machen mich würgen.

Möchte eigentlich nichts mehr lesen, nichts mehr hören, einfach nur irgendwo am Strand sitzen, den Rest meines Lebens Romane lesen, in der Hängematte schaukeln und die Welt machen lassen. Ohne mich. Zu geben hab ich dieser Existenz ohnehin nichts mehr.

Nur wie?

Goodbye H&M

26. April 2007

Es ist schon ärgerlich genug, wenn der eigne Körper streikt, das Immunsystem Amok läuft, der Metabolismus in Schockstarre geht und erst mal sicherheitshalber wegen der akuten Krisenlage Wasser bunkert wo immer er nur kann. Infolgedessen bin ich gerade ein wandelndes Ödem, das Wasser hat sich bevorzugt Beine und Bauch/Hüften ausgesucht. Dumm, wenn parallel zur massiven Heuschnupfenattacke der Frühling sich in einen Sommer wandelt – aktuell (Sonnenzeit 11:30, Sommerzeit 12:30) sind es bereits über 23 Grad, und das nördlich des 53. Breitengrades.

Vollends hinüber ist die Laune dann beim Feststellen der Tatsache, dass die einzige leichte, passende und sommertaugliche 3/4-Hose infolge der Wassereinlagerung im Gewebe auf keinen Fall zuzubekommen ist. Also tappere ich los zu H&M, um mich dort im Department BB (ich frage mich immer warum niemand den Machern gesagt hat das BB nicht nur für die Bardot, sondern auch für ‚big boobs‘ bzw ‚butts‘ steht) umzuschauen.

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Auf die eigene Weise

5. Oktober 2006

Lektionen, die es immer wieder neu zu lernen gilt. Heute:

Tu die Dinge auf eine Weise die Dir (an)genehm ist, die Deiner Arbeitsweise entspricht oder auch nur Deiner momentanen Verfassung..

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Supertaster 2.0

26. September 2006

Vor einiger Zeit habe ich mich mit der Frage von Supertastern, Gourmets und dem autistischen Wahrnehmungsspektrum auseinandergesetzt, und dabei die These aufgestellt, dass Gourmets (oder die etwa 25% Supertaster der Bevölkerung) quasi dem autistischen Wahrnehmungsspektrum zuzuordnen sind. What puzzled me, was mich erstaunt hat, war die Frage der Einordnung einer solchen genetischen Diversität – der Frage nach dem evolutionären Vorteil einer solchen Fähigkeit/Störung.

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Multibroadcast

6. September 2006

Multibroadcast ist, wenn…

… Schuhe binden sich zu einer Unmöglichkeit erwächst, weil Dein motorisches Zentrum völlig blockt, während der Bildverarbeitungschip im Kopf im Zehntelsekundentakt gigantisch schöne, komplizierte Gemälde produziert die nie das Licht der Welt erblicken werden, während auf Channel 4 die endgültige , glasklare Lösung für das Steuerproblem der westlichen Staaten läuft und Du es Dir nicht merken kannst weil Dein Gehirn auf 15 Kanälen unterschiedliches Progamm sendet und unterschiedliche Gedankenfäden verfolgt

… Du versuchst mit einer Hand 15 Bälle zu jonglieren, während du eine komplexe mathematische Gleichung zu lösen versuchst, wobei jemand dir von hinten in die Kniekehlen tritt, und neben dir ein Düsenjet startet

… Du verzweifelt den AUS-Schalter an deinem Kopf oder Rücken suchst oder wenigstens einen Regler zum Leisestellen oder ein Filtertool für Braininput.

Verdammt.

Supertaster

27. Juli 2006

„Are you a supertaster?“ fragt die BBC auf ihren Science-Seiten und bietet einen kleinen, handlichen „interaktiven“ Test dazu an.

Über das Thema (gesteigerte) Sinneswahrnehmung, ADS, Autismus und die Frage wie viele Gourmets wohl dem autistischen Wahrnehmungsspektrum zuzuordnen sind, denke ich schon länger nach. Und in gewisser Weise schlägt dieser nicht allzu komplexe Test in dieselbe Kerbe, denn zwei der fünf Fragen befassen sich an und für sich gar nicht mit dem Geschmack, sondern mit der Umgebungswahrnehmung beim Essen. Und nicht allzu überraschend lautet ‚mein‘ Testergebnis:

You are a Supertaster

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ADHS bei Erwachsenen in der Presse

14. Juli 2006

So langsam scheint selbst das Establishment mitzubekommen, dass ADS keine „bequeme Entschuldigung“ ist und sich auch – entgegen allgemein verbreiteter Vorurteile – eben nicht Auswächst oder nur bei hyperaktiven Kindern vorkommt.

Anfang Juli war in der Welt am Sonntag ein längerer Artikel zu finden, der die Thematik vergleichsweise differenziert angeht:

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), das sogenannte Zappelphilipp-Syndrom, galt bisher als typisches Kinderleiden. Bei vielen der 500 000 Betroffenen in Deutschland verschwinden die Beschwerden auch mit der Zeit. Doch neue Untersuchungen zeigen, daß jeder zweite ADHS-Patient noch im Erwachsenenalter an der Krankheit leidet.

Hinzu kommt eine große Dunkelziffer von Frauen und Männern, deren ADHS-Symptome in der Kindheit nicht erkannt wurden. Viele von ihnen haben heute schwere psychische Probleme.

Ich bezweifle zwar, dass sich bei 50% der Patienten ADHS auswächst, ich denke eher dieser Teil hat durch Behandlung genug Coping-Stratgeien entwickeln können, um nicht mehr verhaltensauffällig zu sein.

Dennoch ist es schön, daß auch eine große deutsche Sonntagszeitung, noch dazu aus dem Hause Springer (die ja u.a. auch exzellente Medizin-Fachbücher verlegen), sich des Themas annimmt. Der sehr lesenswerte Artikel zeigt Fallbeispiele auf und auch die spezifischen Fallstricke, die Leben mit ADHS für viele – besonders undiagnostizierte oder untherapierte – Betroffene mit sich bringt.

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