Archive for the 'Perfektionismus' Category

Loslassen

18. Oktober 2005

Je mehr ich mich (wieder) mit alternativen Heilmethoden befasse, um so deutlicher wird für mich dass in unserem System der Wurm drin ist. Und das beginnt, so bitter das auch ist, beim einzelnen. Wir benehmen uns wie Kinder, die gläubig ihre Götter in Weiß anbeten und sich sagen lassen welche Ablaßhandel sie einzugehen haben, um gesund zu werden. Das schließt mich mit ein. Neulich sagte eine Freundin zu mir, es sei kein Wunder dass ich mich seit Jahren mit einer nicht ausheilenden Entzündung plage, so verkrampft wie ich sei. Und sie hat recht.

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Karma-Kommission

26. Mai 2005

„Und, was haben Sie aus Ihrem Leben diesmal gemacht?“

Mit gesenktem Kopf stand A. vor den Hohen Mächten. Während ihres Lebens hatte sie natürlich nicht gewusst, dass sie reinkarniert würde, dass sie diesen ganzen verdammten Quatsch schon x-Mal mitgemacht hatte. Aber kaum war sie dem Irdendasein entglitten, traf es sie wie ein Hammerschlag. Die Kommission!

Sie hatte es lange aufgegeben, die Regeln verstehen zu wollen, nach denen ausgewählt, reinkarniert, Lebensaufgaben zugeteilt wurden. Tatsächlich war das ganze eine Art intergalaktischer Lotterie und wenn man Pech hatte, erwischte man die falsche Zuteilung. Musste wohl Karma sein, dachte sie zynisch bei sich, während der Protokollführer, ein gleichmässig pulsierendes Leuchten in allen Chakrenfarben, ihre Akte durchging.

Wie aus der Ferne bekam sie Fetzen mit.

„… in Summe 6 Jahre krank… hat sich feige vor ihren Aufgaben gedrückt…“ Von der anderen Seite den Einwurf: „Aber sie hat auch einigen Leuten durch ihren Lebensweg geholfen, dabei Lebensenergie abgegeben und sich selbstlos gezeigt.“ – „… Vergeudung kreativen Talents… nicht genutztes Potenzial und Intelligenz…“ – „…zerbrochene Lebenspartnerschaft … antifamilär, keine Kinder…“

Deutlich spürte sie, wie die Kommissionsmitglieder ihren Fokus auf sie richteten, und sie hob den Blick, der in eine graue Unendlichkeit geschaut hatte.

„Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzugeben?“ herrschte das Chakren-Pulsieren A. an.

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TMS – Time Money Stuff

6. August 2004

Der Begriff TMS (analog zu PMS) stammt von Sari Solden in ihrem Buch ‚women with attention deficit disorder‘. Wie immer aktuell, heute geht’s mir um den Punkt STUFF.

Wir haben angefangen unser Wohnzimmer zu renovieren. War ne schlechte Idee. Da es eine work in progress ist… es gibt keinen Ort mehr an dem nicht Krempel steht.

Die Küche, eben noch entrümpelt und mit freien Flächen – voll. Der Fußboden, die Tische, die Regale im Wohnzimmer – ein Slalom und alles voll. Selbst das Schlafzimmer, Rückzugsort, Tempel der Stille und des Abschaltens… überall ZEUG. Ich werd noch irr dran. Und es wird noch mehr werden… bis die neuen Schränke da sind. Und vorher heisst es noch Arbeit Arbeit Arbeit und noch mehr Zeugs das rumsteht und nervt und ablenkt. Der blosse Anblick verursacht Knoten in meinem Inneren und ein intensives Gefühl von Übelkeit.

*schrei*

Dafür, dass ich Chaos automatisch verursache, stresst es mich ziemlich. Hi Tinnitus, long time no hear…

Ein seltener Moment der Klarheit

2. August 2004

Dem Zen ist es egal wie Du es erlangst… oder so.

Ich tappere so vor mich hin durch die Stadt, in der Straße haben die Kneipen Bierzeltgarnituren rausgestellt und die Bänke sind gut belegt. Aus Gewohnheit starre ich den Leuten aufs Essen… Neugierde… und mir kommt fast das Würgen.

Nicht, dass irgendwas daran besonders furchtbar wäre. Nein, es ist ganz normale durchschnittliche bis gute Deutsche Kneipenküche / türkischer Dönerladen / asiatischer Imbiß, Und trotzdem… was bringt die Menschen dazu diesen Fraß klaglos zu essen? Für das meiste davon würde ich keinen Cent bezahlen, einfach weil es minderwertiger und nicht allzu gut schmeckender Junk ist.

Für mich.

Mir wird klar, dass ich an mein Essen, an den Wein den ich trinke, (an die Freunde die ich mir suche, an die Bücher die ich lese… Liste beliebig fortsetzbar) zunehmend sehr hohe Maßstäbe anlege. Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken… aber die Sache hat zwei Seiten. Ich lege an alles in meinem Leben hohe Maßstäbe an, auch an mich selbst, und dem ist schwer zu genügen. Die Frage ist nichtmal, sind die Maßstäbe der anderen zu niedrig oder meine zu hoch oder ist das Essen da draussen Mist oder nicht… die Frage ist wie gehe ich mit meinen persönlichen hohen Maßstäben um, ohne in der Welt von Geiz ist Geil und Mittelmaß ist megageil zu überleben ohne irre zu werden? Und wie kann ich mir selbst genügen?

Antworten, anyone?