Archive for November, 2004

Drei

21. November 2004

Vor drei Jahren wollte ich sterben. Nein, das ist verzerrend. Sterben wollte ich in den vergangenen drei Jahren so manches Mal. Und will es im Grunde immer noch. Ein oder zwei Mal haben mich nur gute Freunde davon abgehalten. Auch in der Zeit davor war die Auseinandersetzung mit der Frage ‚Weiterleben oder nicht‘ für mich ein ständiger Begleiter.

Vor drei Jahren hatte ich Anlass und Gelegenheit. Eine in vieler Hinsicht nervzerreissende, furchtbare Woche lang starrte ich Nacht für Nacht von einem kleinen Hotelbalkon 11 Stockwerke nach unten auf eine Betonplatte, fragte mich Nacht für Nacht ob ich dann auch tot sein würde. Den Beton tatsächlich treffen. Oder irgendwo an der Hauswand hängenbleiben, irgendwie überleben, und als Krüppel mein bereits jetzt schon nicht mehr lebenswertes Dasein fristen würde. Ob es ein Leben nach dem Tode gäbe und was zum Teufel mich überhaupt am Leben hielt. Wozu ich gut bin. Ob es nicht für alle Beteiligten am besten wäre, gewesen wäre, immer noch ist, wenn mein Leben ein Ende hat. Die Frage steht immer noch zur Beantwortung aus. Wahrscheinlich bis zum Tag da ich sterbe, egal wie.

Drei Jahre und ein paar Monate ist das her. Wenn ich schlafen konnte hatte ich Alpträume. Alpträume die einem das Blut erstarren lassen, von Mord und Totschlag, grässlichen Unfällen, Verstümmelungen, Attentaten – gewalttätig, blutig, schrecklich. Und immer waren ich oder meine Lieben darin verwickelt. Ich weiss nicht was schlimmer war: Schlafen oder nicht schlafen. Oder das Begreifen, dass niemand für mich da sein würde, konnte, wollte. Dass ich wahrhaft mit mir und meinen Ungeheuern allein war.

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Es werde… Filter

5. November 2004

Als Gott den Menschen erschuf, wurden die Gaben gar unterschiedlich verteilt. Nicht nur, was die Grösse von Brüsten oder Nasen angeht, die Dicke der Haare oder die Intelligenz… auch was die Filterfunktionen angeht.

Während ich angesichts der Welt da draussen annehme, dass ich bei Sprache und Intelligenz deutlich über dem Durchschnitt score, liege ich bei den Filtern irgendwo auf den allerletzten Plätzen. noch weiter hinten kommen eigentlich nur noch Autisten. Und manchmal denke ich, in vieler Hinsicht reagiere ich selbst autistisch.

Filter? Wieso Filter? Filter, die die auf das Gehirn einstürmenden SInneseindrücke nach Prioritäten ordnen, Hilfreiches durchlassen, anderes wegblenden, Hintergrundrauschen verschwinden lassen… Filter eben.

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