Vor drei Jahren wollte ich sterben. Nein, das ist verzerrend. Sterben wollte ich in den vergangenen drei Jahren so manches Mal. Und will es im Grunde immer noch. Ein oder zwei Mal haben mich nur gute Freunde davon abgehalten. Auch in der Zeit davor war die Auseinandersetzung mit der Frage ‚Weiterleben oder nicht‘ für mich ein ständiger Begleiter.
Vor drei Jahren hatte ich Anlass und Gelegenheit. Eine in vieler Hinsicht nervzerreissende, furchtbare Woche lang starrte ich Nacht für Nacht von einem kleinen Hotelbalkon 11 Stockwerke nach unten auf eine Betonplatte, fragte mich Nacht für Nacht ob ich dann auch tot sein würde. Den Beton tatsächlich treffen. Oder irgendwo an der Hauswand hängenbleiben, irgendwie überleben, und als Krüppel mein bereits jetzt schon nicht mehr lebenswertes Dasein fristen würde. Ob es ein Leben nach dem Tode gäbe und was zum Teufel mich überhaupt am Leben hielt. Wozu ich gut bin. Ob es nicht für alle Beteiligten am besten wäre, gewesen wäre, immer noch ist, wenn mein Leben ein Ende hat. Die Frage steht immer noch zur Beantwortung aus. Wahrscheinlich bis zum Tag da ich sterbe, egal wie.
Drei Jahre und ein paar Monate ist das her. Wenn ich schlafen konnte hatte ich Alpträume. Alpträume die einem das Blut erstarren lassen, von Mord und Totschlag, grässlichen Unfällen, Verstümmelungen, Attentaten – gewalttätig, blutig, schrecklich. Und immer waren ich oder meine Lieben darin verwickelt. Ich weiss nicht was schlimmer war: Schlafen oder nicht schlafen. Oder das Begreifen, dass niemand für mich da sein würde, konnte, wollte. Dass ich wahrhaft mit mir und meinen Ungeheuern allein war.