Archive for the 'Autismus' Category

Geeks und Autisten

21. Januar 2009

Beim Lesen (Douglas Coupland, JPod – ziemlich schlechtes Buch ansonsten) an diesem hier hängen geblieben:

(…) example of geeks and neural processing malfunctions: Has anybody experienced a geek environment in which said geeks wear perfume or deodorant? Chances are no. While advanced microautists are more commonly men than women, both share a marked dislike of scent.

Es folgen dann Beispiele, wie die Kollegin die sich verliebt mit einem floralen Parfum besprüht und aus dem Cubicle vertrieben wird, und ein Bann auf „butter-flavored microwave popcorn“, aber diese sind für den wesentlichen Punkt eigentlich belanglos.

(Nicht nur) Coupland kommt augenscheinlich zu dem Schluss dass die (Asperger-) Autisten-Quote unter Geeks auffällig hoch ist.

Während ich den Punkt Deodorant zum Glück so nicht kenne – es gibt viele Methoden Mitmenschen olfaktorisch zu misshandeln – scheint der Faktor Parfum / synthetische Gerüche dennoch eine ganze Menge autistisch veranlagte Menschen zu quälen… das ist aber meines Erachtens keine generelle Ablehnung (marked dislike) von Gerüchen per se, sondern eher schon das Problem dass die meisten Menschen ihren natürlichen Geruchssinn in einer aromatisierten Welt voller knallbunter Reize längst eingebüsst haben, und der Mensch mit einem „hunter gatherer“-Geruchssinn (und anderen Sinnen mit ähnlich feiner Ausprägung) gnadenlos von diesen Reizen niedergewalzt wird.

Vermehrung

11. Juni 2008

Ich bin unendlich froh keine Kinder zu haben. Paradoxerweise. Das ist so ein Thema das bei mir Magenschmerzen verursacht und wohl auch immer verursachen wird. Eigentlich hatte ich mir Kinder gewünscht. Eigentlich hätte ich mich meinen Kindern nie zumuten wollen. Das Ergebnis wären sicher hochintelligente hochautistische Geeks.

Eben sprach ich mit einem Freund über Kinder. Über meine Mutter… über ein neulich stattgefundenes Telefonat zu meinem (39.) Geburtstag. Ich habe meine Mutter kürzlich, denke ich, geschockt. Als ich sie besucht habe und es um meinen Geburtstag ging und um Wünsche sagte ich, ausnahmsweise ganz spontan und ohne freiwillige Selbstkontrolle: einen neuen Körper.

Das hat sie mir prompt aufs Butterbrot geschmiert. Den Rest des Beitrags lesen »

Open-unsolved

3. Januar 2008

Einer meiner Lieblings-Krimi-Charaktere, Hieronymus “Harry” Bosch, landet im Laufe seiner Karriere in der Abteilung Open-Unsolved des LAPD, das sind die “Cold Case”-Spezialisten, die sich alte ungelöste Fälle erneut vornehmen, besonders nachdem forensische Beweise wie DNS-Analysen neue Hinweise liefern können.

Open-Unsolved, der Begriff geistert mir schon länger im Kopf herum. Open-unsolved, das sind so viele Dinge mit denen man sich im Leben rumschlägt, die kleinen Peinlichkeiten, die großen Verletzungen, die Fragen die man nie gestellt hat oder auf die man nie eine Antwort bekam, die Fragen, auf die es vielleicht auch keine gibt… und manchmal tauchen Dinge aus den Abgründen dessen auf was ich als “psychisches Wiederkäuen” bezeichne, und mogeln sich zwischen die schon lange offenen Fälle…

Open-unsolved ist für mich auf jeden Fall das Thema meiner gescheiterten Ehe, und auf meiner Zieleliste für das kommende Jahr steht, mit diesem Thema endlich in irgendeiner Form abzuschließen, soweit das denn möglich ist.

Open-unsolved ist aber auch die Frage wie es mit mir und meinem Leben weitergeht. Vielleicht ist es ohnehin die perfekte Metapher für das, was das Leben an sich ausmacht.
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Morgenspaziergang

27. April 2007

Heute morgen – ich bin stolz auf mich – habe ich es mal wieder geschafft eine Runde von gut 6-7 km zu gehen. In der Morgenkühle ist das noch ganz erträglich, wenn auch die Pollenbelastung momentan wirklich sehr hinderlich ist, ein Teil der Strecke war schlicht eine Qual.

Aller Heuschnupfen der Welt nützt aber nix gegen die eigenen Sinne im Hyperempfindlichkeitsmodus… oder hat die Welt heute morgen geschlossen mit Parfüm geduscht? (Die Tatsache dass mir auch ein paar Leute begegnet sind die offenkundig nicht nach Parfum, Aftershave, Duschgel, Kernseife oder Qualm rochen, scheint nahezulegen, dass die Leute tatsächlich kräftig zur Sprühdose gegriffen haben).

Besonders toll war eine Joggerin die eine künstliche Duftstoffwolke in einem Ausmaß hinter sich ließ dass es mir glatt den Atem raubte. Wahrscheinlich ein Opfer der Systempflege – Duschgel, Bodylotion, Parfumdeo und Parfum derselben Serie oder so. Nur, warum sie das alles vor dem Rennen aufträgt? Damit sie nicht stinkt, nehme ich an…  ürgs. Dann doch lieber der Typ mit dem Mit-Kernseife-geschrubbt-Aroma.

Supertaster 2.0

26. September 2006

Vor einiger Zeit habe ich mich mit der Frage von Supertastern, Gourmets und dem autistischen Wahrnehmungsspektrum auseinandergesetzt, und dabei die These aufgestellt, dass Gourmets (oder die etwa 25% Supertaster der Bevölkerung) quasi dem autistischen Wahrnehmungsspektrum zuzuordnen sind. What puzzled me, was mich erstaunt hat, war die Frage der Einordnung einer solchen genetischen Diversität – der Frage nach dem evolutionären Vorteil einer solchen Fähigkeit/Störung.

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Multibroadcast

6. September 2006

Multibroadcast ist, wenn…

… Schuhe binden sich zu einer Unmöglichkeit erwächst, weil Dein motorisches Zentrum völlig blockt, während der Bildverarbeitungschip im Kopf im Zehntelsekundentakt gigantisch schöne, komplizierte Gemälde produziert die nie das Licht der Welt erblicken werden, während auf Channel 4 die endgültige , glasklare Lösung für das Steuerproblem der westlichen Staaten läuft und Du es Dir nicht merken kannst weil Dein Gehirn auf 15 Kanälen unterschiedliches Progamm sendet und unterschiedliche Gedankenfäden verfolgt

… Du versuchst mit einer Hand 15 Bälle zu jonglieren, während du eine komplexe mathematische Gleichung zu lösen versuchst, wobei jemand dir von hinten in die Kniekehlen tritt, und neben dir ein Düsenjet startet

… Du verzweifelt den AUS-Schalter an deinem Kopf oder Rücken suchst oder wenigstens einen Regler zum Leisestellen oder ein Filtertool für Braininput.

Verdammt.

Supertaster

27. Juli 2006

„Are you a supertaster?“ fragt die BBC auf ihren Science-Seiten und bietet einen kleinen, handlichen „interaktiven“ Test dazu an.

Über das Thema (gesteigerte) Sinneswahrnehmung, ADS, Autismus und die Frage wie viele Gourmets wohl dem autistischen Wahrnehmungsspektrum zuzuordnen sind, denke ich schon länger nach. Und in gewisser Weise schlägt dieser nicht allzu komplexe Test in dieselbe Kerbe, denn zwei der fünf Fragen befassen sich an und für sich gar nicht mit dem Geschmack, sondern mit der Umgebungswahrnehmung beim Essen. Und nicht allzu überraschend lautet ‚mein‘ Testergebnis:

You are a Supertaster

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Danke, Sony!

5. Juli 2006

Seit 2 Tagen habe ich ein neues Handy. Und obwohl ich am Anfang gezögert habe, bin ich jetzt überaus froh, daß ich die Vertragsverlängerung mit diesem Handy gemacht habe.

Ich brauche ein Handy nicht oft. Telefonieren ist ohnehin eine der Tätigkeiten die ich nur mit äußerster Überwindung zustande bringe. So kommuniziere ich damit hauptsächlich mit meinem Liebsten und mit wenigen Freunden, und auch das eher selten und oft per SMS.

Und eine Handykamera brauche ich _eigentlich_ auch nicht. Aber es ist schon mächtig praktisch eine tatsächlich brauchbare 2-MP-Kamera mit dem Handy in der Tasche zu haben, und sei es um sich fotografisch Notizen zu machen. (Dann muss ich nur noch dran denken mir diese Fotonotizen später auch anzuschauen.. immer lustig was ich Wochen später noch so im Bildspeicher des alten Handys gefunden habe 😉 )

Aber die Killer-Applikation für mich ist…

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Die Vorher-Nachher-Show

21. November 2005

Es ist schon einige Tage her, da betrat ich einen der großen Konsumtempel der Stadt, mit den größten, wenn auch nicht den schönsten (der wäre nämlich das Alsterhaus), und am Eingang sprach mich eine junge Frau in modischen, aber schlichten schwarzen Kleidern und mit Namensschildchen und Schreibblock bewaffnet an. Eingang, das ist die große Parfümerie-Zone.

„Hallo, möchten Sie bei unserer Vorher-Nachher-Show mitmachen?“

Ich glaube, ich blieb sekundenlang (mir kam es wie Stunden vor) wie vom Donner gerührt stehen. Die im Grunde harmlose Frage triggerte bei mir, einem Domino-Event gleich, massenhaft Erinnerungen, sich wild verästelnde Gedanken- und Assoziationsketten, und allein dem Quasi-Mindmap in meinem Hirn zuzusehen und zu versuchen, die Gedankenstränge zu etwas Sinnvollem wieder zu vereinen, beanspruchte so viel meiner Gehirnkapazität dass ich für Konversation keine Ressourcen mehr übrig hatte.

Immerhin registrierte mein Hirn dann mit einem schnellen Rücklauf der letzten Sekunden, dass ich wohl etwas wie „Nein, vielen Dank.“ oder eine ähnliche Antwort schon aus Reflex von mir gegeben hatte, denn die junge Frau betrachtete mich keineswegs als würde ich sie mit offenem Mund anstarren, sondern verhielt sich genau so wie das eine solche höflich ablehnende Antwort erwarten ließ – sie ignorierte mich und sah sich nach dem nächsten potenziellen Opfer um.

In den darauf folgenden Tagen habe ich mehrere (erfolglose) Versuche gestartet, die Gedankenexplosionen dieses Moments irgendwie in Worte zu fassen. Auch wenn ich den Effekt kenne, ist es höchst irritierend, im Wortsinne keinen klaren Gedanken fassen zu können weil der Geist schon wieder getriggert auf 15 anderen Pfaden davonschwirrt.

Das was hier folgt, ist sehr stark gekürzt / auszugsweise und kann nur einen kleinen Bruchteil von dem abdecken, das mir durch den Kopf schoß – so einiges bleibt auch in den tiefen Abgründen meiner Seele vergraben… insofern fange ich am besten bei der prägnantesten Erinnerung an…

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Von Düften und Menschen

18. Mai 2005

Mein Artikel über den blauen Dunst hat einen weiteren in meinem Gehirn getriggert. Rauch gehört zu den Dingen die mir extrem unangenehm sind. Ich bin keine militante Nichtraucherin – ich verbringe durchaus mal einen Abend in einer Bar in der geraucht wird, nur dass sich der Rauch irgendwann brennend und ätzend in meine Schleimhäute frisst, meine ohnehin von allergischem Asthma geplagten Atemwege quält, und ich am liebsten sofort danach mitsamt Kleidung in einen Waschgang in die Maschine springen möchte, weil mir von dem Geruch des kalten Rauchs einfach speiübel wird, es mich anekelt.

Ich habe Freunde, die rauchen oder geraucht haben, ich nehme ihnen das nicht übel. Ich habe nur starke Reaktionen auf Rauch und erwarte, dass mir die niemand übel nimmt.

Waschgang bringt mich gleich zum nächsten Punkt.

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