Vermehrung

11. Juni 2008

Ich bin unendlich froh keine Kinder zu haben. Paradoxerweise. Das ist so ein Thema das bei mir Magenschmerzen verursacht und wohl auch immer verursachen wird. Eigentlich hatte ich mir Kinder gewünscht. Eigentlich hätte ich mich meinen Kindern nie zumuten wollen. Das Ergebnis wären sicher hochintelligente hochautistische Geeks.

Eben sprach ich mit einem Freund über Kinder. Über meine Mutter… über ein neulich stattgefundenes Telefonat zu meinem (39.) Geburtstag. Ich habe meine Mutter kürzlich, denke ich, geschockt. Als ich sie besucht habe und es um meinen Geburtstag ging und um Wünsche sagte ich, ausnahmsweise ganz spontan und ohne freiwillige Selbstkontrolle: einen neuen Körper.

Das hat sie mir prompt aufs Butterbrot geschmiert.

Zu meinem Geburtstag, wo sie mich natürlich anrief, sagte sie mir sinngemäss, ich solle mich doch mehr um mich selber kümmern (so weit so gut) statt um meine (wörtlich) Scheiss-Bücher.

Dass ich seit 20 Jahren mit meiner Gesundheit kämpfe, dass das Schreiben eine der wenigen Täigkeiten ist die mir Spass machen, mich vor dem Durchdrehen bewahren, und so etwas wie eine mögliche Rente für mich verdienen, dass Schreiben mich als Person definiert – all das hat sie nie begriffen. Ich verstehe dass ihre Worte aus tiefer, ehrlicher Sorge um mich kamen. Und doch …

Einmal
möchte ich so angenommen werden wie ich bin. Nicht hören wie scheisse ich aussehe, wie unzulänglich ich bin. Einfach nur wissen, da liebt mich jemand um meiner selbst willen, vielleicht noch: schön dass Du Deinen eigenen Weg gehst. Aber von Eltern ist das wohl zu viel verlangt.

Ich bin froh dass ich keine Kinder habe.
Wenn ich mir vorstelle, ich müsste – rein um des lieben Friedens willen – mit meinem Ex als „Eltern“ funktionieren, Kindern ein Beispiel sein, ich glaube ich hätte längst nach der letalen Tüte Haselnüsse gegriffen. Dass mein Ex als Vater nicht besser taugt wäre da nur ein kleiner Trost.

Und doch… ein kleines Ich von mir und meinem heutigen Liebsten wäre verlockend. Zum Glück weiss ich dass ich ihm/ihr nur verkorkste Allergiker- und Autistengene mitgäbe, die wenig hilfreich zum Überleben wären.

Mein Leben alleine ist schon schwer genug. Manche Leute sollen sich einfach nicht vermehren…

Eine Antwort to “Vermehrung”

  1. Mela Says:

    Jo, aus ähnlichen Gründen habe ich mich ja gegen Kids entschieden. Eigentlich gehört dieser Welt ein kräftiger Schuß Anderssein und Geekgene.. aber ich könnte das Mutter-Sein nicht leisten und mein Göttergatte das Vater-Sein nicht.

    Im Hinblick auf die eigene Geschichte hätte es auch der Nachwuchs verdammt schwer also.. lieber keine Kids.

    Zu deiner Mutter … entschuldige aber mein Eindruck ist schon länger das diese Frau von Beruf Nörglerin ist. Mit einem sehr kleinen Horizont. Es ist hart das du von ihr vermutlich nie anerkennung bekommen wirst, aber vielleicht ist es besser das irgendwann zu akzeptieren und ohne weiterzumachen.


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